Über die Gefühle...

 

Inhalt:

 

* Zitate

 

* Über die Gefühle

 

 

 

 

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"Es gibt kaum ein beglückenderes Gefühl, als zu spüren, dass man für andere Menschen etwas sein kann."

von Dietrich Bonhoeffermüssen

 

"Jeder sieht, was du scheinst. Nur wenige fühlen, wie du bist."

von Niccolò Machiavelli

 

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 Lieber Leser,

 

heute möchte ich gerne über die Gefühle der Menschen schreiben. Gefühle...

 

Beginnen werde ich mit einer anschaulichen Muster-Geschichte, die sich so wohl in vielen Familien alltäglich abspielt. Dies weiß ich sowohl aus den Sitzungsgesprächen mit meinen Klienten, als auch aus dem Austausch mit meinen Freunden, Nachbarn und Bekannten. Eine Ehefrau beschwert sich oft darüber, dass ihr Mann abends faul auf der Couch liegt, anstatt ihr Aufmerksamkeit zu schenken bzw. im Haushalt zu helfen oder ein Ehemann beschwert sich regelmäßig darüber, dass seine Frau abends lieber mit ihren Freundinnen telefoniert oder chattet, anstatt ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Beide haben das Gefühl, dass der jeweils andere lieber einer anderen Tätigkeit nachgeht, als Interesse am Partner zu zeigen, sei es TV schauen, lesen oder es wird sogar im "Feierabend" weiter gearbeitet, weil es eben nicht anders geht. Beiden gefällt das Verhalten des Gegenübers nicht. Also, beginnen dann diese früher oder später mit den "Kämpfen": sie versuchen, den jeweils anderen davon zu überzeugen, lieber der Tätigkeit nachzugehen, die einem selbst "wichtiger" erscheint: z. B. zusammen TV zu gucken, etc. Es werden diverse Strategien ausprobiert: Zwang, stetige Wiederholungen, Kontrolle, Liebesentzug - bis dieses oder jenes sich verändert; es werden Ultimaten verhängt, etc. Die Vielfältigkeit der Handlungen kennt keine Grenzen.

 

Keiner von beiden fragt sich: Warum will der andere dieses oder jenes gerade nicht tun? Warum will der Ehemann nicht im Haushalt helfen? Und warum will er nicht mit seinen Kindern abends Hausaufgaben machen? Warum will die Ehefrau nicht TV schauen? Oder Computer spielen? Welche Gefühle könnten sich hinter dem jeweiligen Unwillen verbergen? Es gibt eine ganze Palette von Gefühlen, die dahinter stehen können: sei es das Gefühl der Unsicherheit, etwas falsch zu machen (bei Hausaufgaben der Kinder nicht genug zu wissen, etc.) und Angst aufgrund der darauffolgenden Kritik "abgelehnt" zu werden oder aufgrund der Streitereien resultierende Gefühle der Einsamkeit und Disharmonie. Die Gefühle bleiben oft im Verborgenen, fast unsichtbar für die streitenden Personen. Und beide bleiben mit ihren jeweiligen Gefühlen einsam und abgelehnt zurück...

 

Wenn Männer und Frauen in den Sitzungen von ihren Gefühlen in Bezug auf die oben beschriebene Situation berichten, erzählen sie oft über ihren Unmut, ihre Enttäuschung gegenüber dem Partner, aber auch über ihre eigene Hilfslosigkeit, Resignation und Müdigkeit. Gibt es einen Weg aus dem Dilemma? Diese Frage höre ich manchmal. Daraufhin erwidere ich stets, dass es davon abhängt, wie weit die beteiligten Personen bereit sind, an sich selbst zu arbeiten. Die eigenen Gefühle sind den Menschen oft bewusst, sie sind sichtbar. Der Fokus der Aufmerksamkeit ist auf die eigenen Gefühle gerichtet. Aber was wissen die Partner über die Gefühle ihrer Ehefrau oder ihres Ehemannes? Was fühlt das eigene Kind, wenn die Eltern sich über diverse unwichtige Dinge im Alltag streiten?

 

Wenn wir hinter die Fassade blicken, hinter das offensichtliche Verhalten des Partners und wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die Gefühle des Partners lenken oder es zumindest versuchen, dann besteht eine Chance, aus dem destruktiven Verhalten herauszukommen. Wir handeln oft egoistisch, weil wir zu viel Aufmerksamkeit unseren eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Gefühlen schenken, aber zu wenig Mitgefühl für andere empfinden. Wir sind im Alltag oft unzufrieden mit dem Verhalten der anderen: irgendjemand macht ständig etwas falsch, handelt nicht so, wie wir handeln würden, etc. Wir werfen anderen Personen Egoismus vor, sind von ihnen enttäuscht, etc. und merken dabei nicht, dass wir selbst egoistisch sind und dass der Partner ebenso von uns ent-täuscht ist und leidet, genauso wie wir. Oft vergessen wir , dass ein anderer Mensch auch ein fühlendes Wesen ist. Wenn wir uns verletzt und gekränkt fühlen, denken wir weniger darüber nach, dass unser Partner aufgrund unseres Verhaltens ebenfalls gekränkt ist oder Ängste verspürt oder sich schämt und unzufrieden ist...

 

Aber wenn wir die Empfindungen der anderen Menschen nicht wahrnehmen - wie sollen wir es schaffen, diese zu verstehen? Wir sollten regelmäßig daran denken, dass die Gefühle das Verhalten der Menschen steuern. Das Gefühl der Einsamkeit treibt Menschen zu Handlungen, die für Außenstehende oft nicht nachvollziehbar sind. Die Menschen versuchen, Aufmerksamkeit zu ergattern, indem sie sich "schlecht" oder "komisch" benehmen. Wir alle haben uns schon mal komisch benommen... Und Kritik mögen wir alle nicht. Aber wie schnell kritisieren wir andere Menschen und verletzen sie in ihrer Würde? Wir sind alle nicht perfekt, aber wir alle sind dazu fähig, zumindest zu versuchen, an uns selbst zu arbeiten.

Wenn unser Partner müde von der Arbeit ist oder einfach nur schlecht gelaunt oder mit sich selbst unzufrieden, dann sollten wir mehr Verständnis zeigen, weil es sicher Tage geben wird, an denen wir selbst müde von der Arbeit sind oder einfach nur schlecht gelaunt...

 

Zu lieben heißt auch, die Gefühle des Gegenübers zu verstehen. Bevor wir das "schlechte" Verhalten des anderen bewerten, könnten wir versuchen, zu verstehen, welche Gefühle ihn dazu treiben? Was geht in meinem Partner/Kind gerade vor? Wenn wir unsere Hilfe in Form von Verständnis und Unterstützung anbieten, dann werden sich die Gefühle verändern und dadurch auch das "destruktive" Verhalten des Partners/des Kindes.

 

Wir alle, sowohl Kinder als auch Erwachsene, sind lebendige und fühlende Wesen, nur leider vergessen wir das von Zeit zu Zeit und können daran nur durch die Liebe erinnert werden.

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Herzliche Grüße aus Frankfurt

Natalie Wintermantel

 

Diplom-Psychologin,

Dozentin & Coach

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Brigitte Werkmann (Sonntag, 09 Februar 2014 14:24)

    danke meine Liebe - das hast Du sooo großartig gesagt - wir können gar nicht oft genug daran denken....
    Aber leider leider geht so vieles im Alltag unter....